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Medienmitteilung vom 8. April 2021
der Holzindustrie Schweiz
HIS-Fachgruppe Leimholz
HIS-Fachgruppe Zaunbau
HIS-Fachgruppe Imprägnierwerke
Die weltweite Nachfrage nach Holzprodukten ist so hoch wie noch nie in jüngster Zeit, hauptsächlich getrieben durch einen Immobilienboom in den USA. Die Preise steigen aussergewöhnlich schnell und die Lieferfristen werden immer länger. Die Schweizer Produzenten haben ihre Preise bisher nur moderat angehoben, am wenigsten bei langjährigen Kunden. Doch für die kommenden Wochen sind weitere Preissteigerungen zu erwarten, namentlich auch beim Rundholz.
Aktuelle Lage auf den Weltmärkten
Seit einigen Wochen steigen die internationalen Preise für Schnittholz und verleimte Holzprodukte extrem rasch, und die Lieferfristen betragen für viele Produkte statt wie bisher wenige Tage nun mehrere Wochen. Der Haupttreiber hinter dieser Entwicklung ist der aktuelle Immobilien-Boom in den USA. Weil Kanada als traditionell wichtigster Holzlieferant auf dem nordamerikanischen Markt seine Exportquote aus verschiedenen Gründen nicht erhöhen kann, importieren die USA vermehrt Bauholz aus Europa. Davon profitieren hauptsächlich grosse europäische Holzkonzerne, die bedeutende Anteile ihres Outputs zu Höchstpreisen in die USA liefern. Da der Holzbedarf jedoch nicht nur in den USA, sondern auch in Europa und Asien sehr hoch ist, fehlt der Rohstoff überall. Laut einer aktuellen Medienmitteilung von Holzwerkstoffe Schweiz (HWS) sind die Preise der Holzprodukte per 31. März 2021 im Vergleich zum 30. November 2020 auf breiter Front um durchschnittlich 10 bis 35 % gestiegen; besonders spürbar bei OSB-Platten, Massivholz- und Mehrschichtplatten sowie Leim- und Konstruktionsholz. Die allgemein prekäre Versorgungslage betrifft nicht nur Holz, sondern auch andere Rohstoffe wie Produkte der Spezialitätenchemie, Farben und Lacke.
Einschätzung aus Sicht der Schweizer Produzenten
Aus Sicht der Schweizer Holzindustrie erfolgt der derzeitige Preisanstieg zu schnell und stellt zusammen mit den mittlerweile mehrere Wochen dauernden Lieferfristen für Planer und Investoren von Bauprojekten eine grosse Herausforderung dar. Allerdings ist beim Holz angesichts des extrem tiefen Preisniveaus der vergangenen Jahre eine gewisse Preiskorrektur erforderlich. Auch die Waldbesitzer leiden unter den anhaltend tiefen Preisen und warten auf positive Signale. Die auf den Binnenmarkt orientierten Schweizer Verarbeiter haben bisher ihre durchschnittlichen Produktpreise nur moderat, das heisst um wenige Prozentpunkte noch oben angepasst (gemäss BFS-Preisstatistik bis Ende Februar). Die grössten Steigerungen gab es beim Verpackungsholz, abgeschwächt auch beim Bauholz. Weiter stellen wir fest, dass die grössten Preiskorrekturen bei denjenigen Sortimenten erfolgt sind, die in der Vergangenheit am meisten unter Druck gekommen sind und nicht mehr kostendeckend produziert werden konnten. Hingegen dort, wo die Preise gar nie unter ein gewisses Level gesunken sind, meist im Rahmen langjähriger Kunden-Lieferantenbeziehungen, sind bis Ende Februar kaum Preisanpassungen festzustellen. Nur die Preise der Baumeistersortimente sind in der ersten Periode 2021 weiter gesunken, und die Holzindustrie leidet immer noch stark unter den sehr tiefen Restholzpreisen.
Der Rundholz-Preisindex deutet ebenfalls auf eine Erholung hin, wenn auch zeitlich verzögert. Alle durchschnittlichen Nadelrundholzpreise sind im Vergleich zur Vorperiode leicht gestiegen. Auch hier sind insbesondere die Tiefstpreise eines Sortiments gestiegen, während die bereits höheren Preise eher konstant geblieben sind.
Ausblick
Für die kommenden Wochen ist noch keine Entspannung der Lage in Sicht. Einzelne Schweizer Anbieter haben weitere Preissteigerungen bei den Schnittwaren und Holzwerkstoffen angekündigt, namentlich auch beim Rundholz. Alle Schweizer Industriebetriebe tun ihr Möglichstes, um die hohe Nachfrage zu bedienen. Wir empfehlen unseren Kunden, möglichst vorausschauend, aber nicht über dem effektiven Bedarf zu bestellen, sowie die Materialpreise in den Offerten gegenüber Endkunden kurzfristiger zu fixieren.
Trotz der angespannten Lage bleibt Holz das bevorzugte Material für nachhaltiges Bauen. Der nachwachsende Werkstoff Holz ist CO2-neutral und ersetzt zunehmend energieintensive Materialien wie Beton und Stahl. Insgesamt erweisen sich mit dem aktuellen Geschehen funktionierende lokale Wertschöpfungsketten als ausgesprochen leistungsfähig. Bauherrschaften sind auf jeden Fall gut beraten, wenn sie auf regionale Beschaffung setzen.
Auskünfte:
Michael Gautschi, Direktor Holzindustrie Schweiz, 079 916 98 64